QUEER NATURE ARCHIVE*

„It was an architecture of relationships, of connections that i yearned to understand. I wanted to see the shimmering threads that hold it all to- gether. And I wanted to know why we love the world, why the most ordinary scrap of meadow can rock us back on our heals in awe.“

Braiding Sweetgrass – Robin Wall Kimmerer

Für die Fotoserie „Intimate Environments“ habe ich 12 queere Personen aus Frankreich, Spanien und Deutschland in der Natur porträtiert. Die Fotos entstanden in einem ergebnisoffenen, angeleiteten Erfahrungsraum, in dem die Person mit allen Sinnen in Kontakt mit der Lanschaft trat. Zusätzlich entstand aus Interviews mit den Beteiligten sowie field recordings aus der Umgebung eine Sound- Installation.

Die Arbeit hinterfragt unser Verständnis von Natur und Natürlichkeit und zeigt Vielfalt und Komplexität statt Normativität und Binarität. Sie ehrt die Verbindung zwischen und zelebriert die Schönheit von queers und other nature_s.

Das Projekt besteht aus mehreren Teilen:

  •  der Foto-Serie, die in Auszügen in der Einzelausstellung Intimate Environments im Kunstraum PingPong zu sehen war, der Sound- Installation sowie einer Performance zur Vinissage (s.u.)
  • dem Online-Archiv Queer Nature Archive in nota.space. Hier sind in einer dreidimensionalen Mapping-Struktur sowohl die kompletten Foto-Serien und die Sound-Installation zugänglich als auch Research-Materialien zu dem Thema: https://nota.space/?user=.jul&room=QUEER%20NATURE%20ARCHIVE
  • einer Intervention in den Stadtraum in Leipzig, bei der Foto-Plakate an verschiedene Orte gekleistet wurden. Auf den Plakaten befand sich ein QR-Code, der zu dem Online-Archiv führt

the pleasure project

Rauminstallation und Videoarbeit

2021

 

„Beginn to understand the liberation possible when we collectively orient around pleasure and longing.“

adrienne maree brown

In den drei Ladenfenstern der temporären Galerie auf der Eisenbahnstraße, Leipzig, wird der Forschungsstand von the pleasure project zur Disposition gestellt. The pleasure project befasst sich mit der widerständigen und emanzipatorischen Dimension von pleasure. Während die Vorstellung von Lust und Vergnügen als integralem Bestandteil von politischem Aktivismus in den USA (vor allem im Black Feminism, ausgehend von Audre Lordes Uses of the Erotic: the Erotic As Power) in Theorie und Praxis verwurzelt ist, befindet sie sich in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Für the pleasure project habe ich ein Archiv mit verschiedenen, mich inspirierenden Texten zu diesem Thema angelegt und Portraits von deren Autor*innen gezeichnet. Als zweiten Teil fragte ich während des Lockdowns Menschen aus meiner Community, ob sie mir ein Video von etwas schicken können, das ihnen pleasure bereitet. Daraus entstand ein kurzer Film (s.u.)􏰠

Die Eisenbahnstraße (ehemals als die „gefährlichste Straße Deutschlands“ betitelt, nun wohl eine der am schnellsten gentrifizierten) ist eine der Hauptlebensadern der Stadt. Hier treffen verschiedenste Milieus aufeinander; es wird plakatiert, flaniert, diskutiert, provoziert. Straße ist hier gemeinsamer Lebensraum und öffentlicher Ort des Diskurses. Diese diskursive Ebene wird durch die Ausstellung bewusst genutzt, um eine breite Sichtbarkeit zu generieren und die Arbeiten auch für Menschen zugänglich zu machen, deren Lebensrealität sonst wenig mit bildender Kunst zu tun hat.􏰄􏰓􏰅􏰠 Auf der rechten Scheibe des Ladengeschäfts sind Texte und Portraits aus dem Archiv plakatiert. Die Mappingstruktur stellt assoziative Querverweise her. Durch die Portraits werden die Personen hinter den Texten auf subjektive Art sichtbar. Durch die Anbringung der Zeichnungen und Texte außen auf der Scheibe sind sie bewusst zur Erweiterung, Kommentierung (oder Zerstörung) freigegeben. Die neonpinken Textzüge auf der Scheibe links greifen die Ästhetik der Nachbarschaft auf und laden gleichzeitig zum Innehalten und Nachdenken ein. In der Mitte ist das Video the pleasure project zu sehen.

xestia c-nigrum // on the beach

„Entweder man objektiviert, man verdinglicht, man »szientifiert« die Subjektivität, oder man versucht im Gegenteil, sie in ihrer prozessualen Kreativitätsdimension zu begreifen.“ – Félix Guattari

Grassi-Museum für Völkerkunde.
Aufzug ins Untergeschoss, -1.
Die auratische Atmosphäre der Institution weicht pragmatischer Nutzfläche; im Keller staut sich das aufbewahrte (An-) Gesammelte und (kollektive) Unbewusste.

In dieser vorgefundenen Umgebung situiert sich meine Installation: eine Assemblage aus verschiedenen Medien, Materialien und Motiven. Darin wird dem hegemonialen Narrativ des ethnologischen Museums, dessen (Sammlungs-)Geschichte untrennbar mit gewaltvoller Kolonialgeschichte [der blinde fleck das schwarze loch die eigene geschichte] verbunden ist, eine andere multiperspektivische Form von Erzählung gegenüber gestellt. In dieser prozessualen Auseinandersetzung werden die Möglichkeiten anderer Formen von Wissensproduktion durch die Erfahrung subjektiver Wahrnehmung verhandelt.

Unterhalb des Museums, an sich schon Ort der Heterotopie, eröffnet sich ein Experimentier-Raum. Aus den blinden Flecken wuchern Strukturen, überlagern und schichten sich in den assoziativen Bildern von Video-Collage, Zeichnungen und Frottagen. Die exotische Fototapete entwickelt ein Eigenleben und in den herumstehenden Vitrinen treten die Dinge miteinander in Beziehung.

„Imaginäres und Rationales – visionäre und objektive Vision – liegen dicht beieinander.“ – Donna Haraway