Mitteilungen aus dem Deutschen Schutzgebiet

Vitrine mit Masken, Projektion (loop), Bronzebüste, Texttafeln, Angelschnur, Sound (loop)

Karl Weule (1864-1926, Geograph, Ethnologe), früherer Direktor des GRASSI Museums für Völkerkunde, wird vom Akteur zum Exponat indem seine gewöhnlich im Treppenaufgang stehende Büste vom Sockel geholt und in einer Vitrine platziert wird. Hier befindet sie sich gegenüber den auf Weules Ostafrika-Expedition gesammelten Makonde-Masken – der „Sammler“ und „seine Sammlung“ werden zueinander in Beziehung gesetzt. Ein verzerrter preussischer Marsch untermalt geisterhaft die Gegenüberstellung. In Weules Vitrine befinden sich sowohl Erklärungstäfelchen aus dem Display des ethnologischen Museums als auch, in Mimikry des Dauerausstellungs-Designs, Zitate aus seinem Werk „Mitteilungen aus dem Deutschen Schutzgebiet“. In den Aussagen werden Aspekte der ethnologischer Forschung sichtbar, die gewöhnlich lieber verschwiegen werden, da sie nicht in das Bild des korrekten, heroischen Forschers passen. Zitate wie „Schon aus rein kolonialwirtschaftlichen Gründen müssen wir uns mit der materiellen Natur des N. befassen.“ lassen die enge Verknüpfung aus Rassismus, ökonomischen Interessen und Wissenschaft erkennbar werden. Auf der anderen Seite werden die Makonde-Masken von vermessenden Mustern überzogen, die sich langsam in Fadenkreuze verwandeln. Gleichzeitig scheint eine Lebendigkeit der Masken auf, die auch das Ausstellen hinter Glas nicht nehmen kann.

Exemplarisch werden hier „Erforschung“, Vermessung, Objektifizierung, Kategorisierung einer „fremden Welt“ als Strategien der Machtausübung und der kapitalistischen Gier erkennbar.

https://vimeo.com/155329429